2013
der schatzgräber
Vorspiel
Der König beauftragt den Narren, nach dem verlorenen Schatz der Königin zu suchen.
Der Narr erzählt von Elis, einem fahrenden Sänger, der mithilfe seiner zauberischen
Laute die verborgensten Schätze finden könne.
1. Akt
Der Wirt versucht zum wiederholten Mal, seine schöne Tochter Els an einen reichen
Freier zu verheiraten. Der neue Bräutigam stirbt kurz vor der Hochzeit. Auch der Vogt, die
Obrigkeit des Bezirks, begehrt ebenfalls das schöne, gefährliche Mädchen. Sie interessiert
sich für all diese Männer nicht; sie ist in den Raub des Schatzes der Königin verwickelt,
der Schönheit und Jugend verheißt.
Elis der Sänger kommt von einer träumerischen Ahnung geleitet ins Wirtshaus. Sofort
verliebt sich Els unsterblich in den schönen und naiven Künstler. Der aber wird vom Vogt der
Ermordung des Freiers bezichtigt. Der Vogt, der die wahren Zusammenhänge ahnt, versucht Els
zu erpressen und zur Liebe zu zwingen; dafür würde er den Sänger begnadigen.
2. Akt
Der Narr erscheint auf der Richtstätte und erfährt von dem verzweifelten Mädchen, dass es
der so dringend gesuchte Schatzsucher Elis ist, der gehängt werden soll. Er verspricht seine
Rettung. Elis letzte Worte am Galgen gelten seiner neuen Liebe, er preist das Glück und die Lust.
Kurz vor der Hinrichtung erscheint der Herold des Königs, um Elis an den Hof zu führen und ihn mit
der Suche nach dem Schatz der Königin zu betrauen. Els` Freude über seine Rettung währt nur kurz,
ist sie ja selbst die Schatzräuberin. Sie beauftragt ihren Handlanger Albi, ihrem Geliebten die
Laute zu stehlen, das Instrument, mit dem er die Schätze aufspürt.
3. Akt
Elis macht sich vom Königshof sofort zu seiner geliebten Els auf. Auf der Reise wird ihm die Laute
geraubt, verzweifelt erzählt er ihr, dass er nicht mehr imstande wäre, seine Aufgabe zu erfüllen.
Das Mädchen aber sieht eine Möglichkeit, ihm zu helfen - sie will ihm den Schatz übergeben, unter
der Bedingung, dass er sie nicht nach dessen Herkunft frage. Elis, zwischen Begehren und Angst
hin- und hergerissen, gibt sich der rätselhaften Frau vollständig hin.
Angetan mit dem magischen Schmuck verbringt sie mit dem Geliebten eine orgiastische Liebesnacht.
Für sie ist es die Erfüllung und das Ende ihres Weges - sie übergibt ihm am Morgen danach den Schmuck.
4. Akt
Elis will ihre Gabe, ihr Opfer nicht annehmen. Schließlich überbringt er den Schmuck dem König und der
Königin und wird dafür reich belohnt. Während die Hofgesellschaft ausgelassen feiert, trägt Els
schwer am Verlust und Elis leidet mit ihr, er sieht, dass der kostbare Schatz an die Königin
verschwendet ist. Für ihn gebührt er nur seiner Geliebten, seiner wahrhaft schönen Els.
Auf dem Fest verliert er die Beherrschung, er beschuldigt die Gesellschaft der Oberflächlichkeit
und Unwürdigkeit. Es kommt zum Skandal.
Da erscheint der Vogt - er hat die Beweise gefunden, dass die schöne Els die Mörderin ihrer Freier
und die Räuberin des Schatzes ist. Die Gesellschaft ist schockiert, der König verurteilt Els zum
Tod durch Verbrennen.
Er hat die Rechnung ohne den Narren gemacht - der erbittet sich als Belohnung für seine Dienste
Els zur Frau. Das hat ihm der König versprochen und er muss nun sein Versprechen halten.
Nachspiel
Elis hat seine Geliebte verlassen, nachdem er von ihren Untaten erfahren hatte. Nach einem
Jahr lässt ihn der Narr zu sich rufen.
Elis vergibt der im Sterben liegenden Els.
Philipp Harnoncourt
der schatzgräber
Der Schatzgräber erzählt eine archaische, zeitlose Geschichte im Gewand eines Märchens,
geprägt von den Strömungen seiner Entstehungszeit, von Psychoanalyse, Symbolismus, Expressionismus und Naturalismus:
Ein König sorgt sich um seine Königin, die dahinsiecht, nachdem man ihre Juwelen gestohlen hat. Er sucht Rat beim Narren,
der dafür das Recht fordert, sich eine Frau seiner Wahl nehmen zu dürfen. Er erzählt dem König vom fahrenden
Sänger Elis, dessen magische Laute verborgene Schätze aufzuspüren vermag.
Der Sänger trifft in einem Gasthaus ein, wo er Els, die Tochter des Wirts kennenlernt. In ihrer Versessenheit auf wertvolle
Schmuckstücke lässt sie sich den gestohlenen Schmuck der Königin nach und nach von ihren Freiern beschaffen und beseitigt
die ihr verhassten Männer anschließend durch ihren Knecht. Nun aber verliebt sie sich augenblicklich in den naiven und selbstlosen
Künstler Elis - der gerät auf einmal in den Verdacht, das letzte Opfer von Els ermordet zu haben. Elis wird verhaftet.
Auch Elis wird zum ersten Mal in seinem Leben von Liebe und sexuellem Begehren nach Els überwältigt. Von ihren Verbrechen
weiß er nichts. Gerade als dafür gehängt werden soll, erkennt der Narr den Gesuchten, veranlasst seine Befreiung und erteilt
ihm in des Königs Namen den Auftrag, den Schmuck zu finden. Aus Angst, dass Elis die Juwelen und ihr Geheimnis entdeckt,
lässt Els seine magische Laute stehlen.
Nach einer ekstatischen Liebesnacht händigt sie Elis freiwillig den Schmuck der Königin aus unter der Bedingung, dass er sie
niemals fragen dürfe, wie sie dazu gekommen sei. Elis wird für seine erfolgreiche Tat zum Ritter geschlagen, doch seine
Braut Els siecht dahin ohne den Schatz, den sie ihrer Liebe geopfert hat. Ihre Verbrechen werden entdeckt und sie wird zum Tode
verurteilt. Elis wendet sich von ihr ab, aber der Narr erinnert den König an sein Versprechen und rettet sie, indem er sie zur Frau nimmt.
Im Nachspiel wird Elis vom Narren, der den Königshof verlassen hat und mit der kranken Els fern der Welt lebt, herbeigerufen.
Er vereint Elis und die sterbende Els zum letzten Mal und der Sänger singt für sie zum letzten Mal von der Macht der Sehnsucht und der Träume.
nach Christopher Hailey, "Franz Schreker, 1878-1934: A Cultural Biography",
Übersetzung von Volkmar Putz; mit freundlicher Genehmigung des Autors; Bearbeitung Ph. Harnoncourt
libretto
Libretto "Der Schatzgräber" zum Download