GALERIE DER ERINNERUNG
dokumentation

EntArteOpera

 
Brundibar

2015

musik in theresienstadt

EntArteOpera 2015
Projekt Wien 2015


THEMENSCHWERPUNKT Musik aus dem Ghetto-Lager Theresienstadt 1941-1945


Musik in Theresienstadt
Orchesterkonzert mit Werken von Pavel Haas, Gideon Klein, Viktor Ullmann, Hans Krása
30.9. 19:30 - MuTh Wien


Musikalische Leitung // Martin Sieghart
Georgisches Kammerorchester Ingolstadt
Mozart Knabenchor Wien und Mädchenchor
Chorleitung // Peter Lang
Sprecherin // Ingrid Habermann


Alle vier vorgestellten Werke entstanden in den Jahren 1943/44 im Ghetto-Lager von Theresienstadt. Die jüdischen Komponisten Pavel Haas, Gideon Klein, Victor Ullmann und Hans Krasá wurden 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Ihre Musik zeugt von einer geistig/künstlerischen Auseinandersetzung mit Leben und Tod in einem menschlichen Ausnahmezustand. Tiefe Emotionen, Trauer, Widerstand, aber auch Schönheit und Liebe zeigen ihr unsterbliches Echo in der Musik.

Vor allem die Kinderoper "Brundibár", in Theresienstadt als Sinnbild der Solidarität mit dort inhaftierten Kindern einstudiert, steht für aktives Erinnern und die zeitlose Kraft der Musik.

Lebendige Erinnerung in der Musik von vier Ausnahmemusikern, die es wiederzuentdecken gilt.


programm

Pavel Haas: Studie für Streichorchester
1944 Theresienstadt

Gideon Klein: Partita für Streicher
1944 Theresienstadt

Victor Ullmann: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
1944 Theresienstadt

Hans Krasa: Brundibar
Kinderoper, Fassung Theresienstadt 1943



martin sieghart

Martin Sieghart Martin Sieghart: in der musikalischen Tradition Wiens aufgewachsen, am Klavier, dem Violoncello und an der Orgel ausgebildet; Solo-Cellist der Wiener Symphoniker, seit 1986 Dirigent namhafter Orchester wie Philharmonia London, Residentieorkest Den Haag, Tschaikowsky Symphonieorchester Moskau, RSO Berlin, Wiener Symphoniker, Rai Rom, RSO Wien, Mozarteumorchester Salzburg, WDR Köln; Ab 1990 Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters, 1992 für acht Jahre Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz und der Linzer Oper, 2003 -2009 Chefdirigent des Arnhem Philharmonic Orchestra; Gründer und langjähriger Intendant des Opernfestivals "Mozart in Reinsberg"; Seit 2000 ist Martin Sieghart Universitätsprofessor in Graz und leitet dort die Dirigentenausbildung.
Homepage: www.martin-sieghart.com/


georgisches kammerorchester ingolstadt

Georgisches Kammerorchester Ingolstadt Seit seiner Übersiedelung nach Deutschland 1990 hat das Georgisches Kammerorchester Ingolstadt seinen Sitz in Ingolstadt. Das Ensemble wurde 1964 in Tbilisi/Georgien als Georgisches Staatskammerorchester gegründet und feierte 2014 sein 50-jähriges Bestehen. Künstlerisch maßgeblich geprägt wurde das Orchester durch seine langjährige Leiterin, die Geigerin Liana Issakadze. Seit Januar 2015 steht der Armenier Ruben Gazarian als Chefdirigent am Pult der Georgier. Namhafte Gastdirigenten sind bereits mit dem Orchester aufgetreten. Rund sechzig Konzerte im Jahr führen das Orchester regelmäßig zu Konzerten im In- und Ausland. http://georgischeskammerorchester.de


mozart knabenchor wien

Aus Anlass des 200. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1956 gründete Prof. Erich Schwarzbauer die "Mozart Sängerknaben". Nach einem turbulenten Ende kam 1995 die Neugründung unter der künstlerischen Leitung von Peter Lang als "Amadeus Knabenchor Wien". Seit damals haben über 150 Buben im Chor gesungen. Anlässlich des Mozartjahres 2006, erhielt der Amadeus Knabenchor Wien, (fast) seinen alten Namen zurück und heißt seither Mozart Knabenchor Wien. Der Chor wird weit über die Grenzen des Landes als Vertreter österreichischer Musik geschätzt, feierte große Erfolge und wirkte in mehreren Filmen und großen Fernsehveranstaltungen in aller Welt mit. Auch die Wiener Opernhäuser entdeckten die Qualität des Chores und engagierten die jungen Sänger.
Homepage: mozartknabenchor.at


peter lang

Peter Lang Der gebürtige Salzburger studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Musikerziehung und Instrumentalmusikerziehung mit den Schwerpunkten Gesang und Dirigieren). 1983 debütierte er als Dirigent. Von 1986 bis 1989 war Peter Lang Kapellmeister und Chorerzieher bei den "Wiener Sängerknaben". Ab 1988 leitete er den Chorverein "Singkreis Cantate Domino", aus dem sich später der "Chor Curiositas" entwickelte. 1994 übernahm er die Leitung der "Mozart Sängerknaben" und gründete später den "Amadeus Knabenchor Wien", heute Mozart Knabenchor Wien. Weiters war Peter Lang von 1989 bis 1991 Chorleiter des "Wiener Männergesangvereins" und unterrichtet seit 1991 Stimmbildung am Konservatorium Wien Privatuniversität. Als Fachmann für Kinderstimme und Chor ist er immer wieder als Dozent bei Fachseminaren eingeladen.


ingrid habermann

Ingrid Habermann In Linz geboren, absolvierte die Sängerin ihr Gesangsstudium am Mozarteum in Salzburg. Das erste Engagement führte sie ans Stadttheater Bern. Anschließend war sie als lyrischer Koloratursopran am Landestheater Linz in zahlreichen Mozartpartien, z.B. Pamina, Susanna, Konstanze zu sehen. Ihr künstlerischer Weg führte sie zum Opernfestival Reinsberg, ins Opernhaus Graz, an die De Vlaamse Opera Antwerpen, zu den Seefestspiele Mörbisch sowie an das Theatre de la Monnaie in Brüssel. Konzerttourneen u.a. nach London, wo sie mit dem London Philharmonic Orchestra musizierte.

www.ingrid-habermann.at


pavel haas

Pavel Haas Schon während seiner Schulzeit an der Musikschule Brünn entstanden erste Kompositionen. Von 1920 bis 1922 studierte er Komposition in der Meisterklasse von Leos Janácek am Brünner Konservatorium. In den 1920er Jahren komponierte er einige Bühnenmusiken für das Brünner Theater. Ab Mitte der Dreißigerjahre war er Musiklehrer an der Hochschule in Brünn und freischaffender Komponist. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei 1939 wurde Haas' Musik wegen seiner jüdischen Abstammung verboten. 1940 ließ er sich von seiner nichtjüdischen Frau scheiden, um ihr Leben vor weiterer Verfolgung zu schützen. 1941 wurde er nach Theresienstadt verschleppt. Im Oktober 1944 deportierten ihn die Nationalsozialisten nach Auschwitz, wo er wenig später ermordet wurde.


Gideon Klein

Gideon Klein Der womöglich talentierteste unter den Theresienstädter Komponisten war schon als Kind ungewöhnlich begabt. Sein erstes Konzert gab er mit 14 Jahren, schon vorher hatte er komponiert. 1931 ging er nach Prag und besuchte dort das Konservatorium. Mit der Besetzung der Tschechoslowakei endeten seine weiteren Studien. Die Annahme eines Studienplatzes in London wurde ihm verwehrt, als Pianist wurden ihm öffentliche Auftritte verboten. Im Dezember 1941 wurde er nach Theresienstadt zwangsverschickt. Bald war er eine der wichtigsten Personen im Kulturleben der Lagerstadt. Er trat in Konzerten auf und schrieb Werke, die auch im Lager aufführbar waren. Im Oktober 1944 wurde er nach Auschwitz (Außenlager Bergwerk Fürstengrube) deportiert wo er ums Leben kam.


viktor ullmann

Viktor Ullmann Der Sohn polnischer Juden besuchte ab 1909 ein Gymnasium in Wien. Nach dem Einsatz an der Isonzofront begann er ein Jura-Studium an der Wiener Universität und wurde auch in Schönbergs Kompositions-Seminar aufgenommen. Wenig später ging er nach Prag, wo er unter Zemlinskys Direktion bis 1927 Kapellmeister am Prager Neuen Deutschen Theater war. In dieser Zeit begann er auch seine Karriere als Komponist. 1942 wurde Ullmann von den Nazis ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er trotz Hungers und heftiger Probleme soviel komponierte wie noch nie, unter anderem die Oper "Der Kaiser von Atlantis". Im Oktober 1944 wurde Ullmann in einem Viehwagen nach Auschwitz transportiert und kurz nach seiner Ankunft dort ermordet.


hans krasa

Hans Krasa Krása studierte in Prag Komposition bei Alexander Zemlinsky, mit dem er anschließend nach Berlin ging. Nach Studienaufenthalten in Frankreich arbeitete er als Korrepetitor am Neuen Deutschen Theater in Prag. Sein Hauptwerk, die Oper "Verlobung im Traum" nach Dostojewski, wurde 1933 in Prag unter der Leitung von George Szell uraufgeführt. 1942 wurde Krása ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort wurde seine Kinderoper "Brundibár" über 55-mal aufgeführt. Im Lager war er mehrere Monate mit Eliska Kleinová verheiratet, um deren Deportation als alleinstehende Frau zu verhindern. 1944 wurde Hans Krása in einen Eisenbahnwaggon mit Ziel Auschwitz verladen. Dort wurde er als "älterer" Mann sofort umgebracht.