2014
ulenspiegel
1.Akt:
Apokalypse in Flandern. Terror und Schrecken überziehen das Land. Eine ängstliche Gemeinschaft aus Handwerkern hat sich vor den spanischen
Unterdrückern versteckt. Ihr rhetorisches Aufbegehren gegen das Terrorregime ruft einen unliebsamen Freak und Outsider auf den Plan:
Till Ulenspiegel. Sein Element ist die Provokation. Gnadenlos entlarvt er ihr Maulheldentum, ihren blutleeren Protest. Der Zorn der Bürger
schreckt ihn nicht, genau so wenig wie das Imponiergehabe der Unterdrücker. In einer dreisten Aktion sprengt er eine Prozession der
Ablasspriester und vergeht sich an ihren heiligen Riten, "Sakrileg!" Ulenspiegel muss fliehen.
Klas, der Vater von Ulenspiegel, und Nele, seine Ziehtochter, starren hinaus in den schwarzen Abgrund der Zeit. Klas sinniert
über die Schreckensherrschaft, die gewissenlose Denunzianten produziert und ehrliche Bürger auf die Folterbank führt. Seine Hauptsorge
gilt Ulenspiegel, der sich durch seine Aufsässigkeit in große Gefahr bringen könnte. Auch Nele, die Ulenspiegel "bis zum Tode" liebt,
hat Angst um ihn. Ulenspiegel wirbelt herein, prahlt von seiner Provokation der Priester und sucht Versteck bei Klas und Nele. Klas drängt
zur sofortigen Flucht vor den Häschern. Ulenspiegel, der die Gefahr verlacht, verspricht seine Geliebte Nele nachzuholen, nach Vlissingen,
an die See. Der Profoss, auf der Suche nach Ulenspiegel, erscheint mit seinen Schergen, Klas wird ins Verhör genommen und zur Folter
geschafft.
2. Akt
An der See. Morgendämmerung. Ulenspiegel erwacht. Die Rufe der Fischer, die Segel der Schiffe, das Treiben am Hafen, alles fügt sich in
ihm zu einem großen, unbändigen Traum von Freiheit. Es sind die Geusen, die berühmten Widerstandkämpfer, die ihm begegnen. Staunend erfährt
er von ihrem Anführer Jost, dass sie bereits Teile des Landes von der spanischen Fremdherrschaft befreit haben. Die Geusen ziehen ab und
lassen Ulenspiegel in einer wilden Glücksekstase zurück.
Nele erscheint, noch völlig unter Schock: "Klas ist tot." Ulenspiegel sträubt sich vehement, es zu glauben, aber Nele setzt nach mit
Einzelheiten über seinen Foltertod und reicht ihm ein Häuflein Asche. Ulenspiegel, "Wie brennt die Asche meine Brust!", verwirft den
irregeleiteten Schalk seiner Jugend, sein Mantra heißt ab jetzt nur Rache. Nele und Ulenspiegel steigern sich hinein in
Befreiungsphantasien. Ihre nächste Mission: Die Rettung von Flanderns Müttern, die der Blutherzog Alba auf dem Scheiterhaufen
in Damme verbrennen möchte. Während sich Ulenspiegel den Geusen in den Widerstand anschließt, soll Nele die Bürger der Stadt mobilisieren.
Eine Stadt aus Angst und Verdrängung. Neles Appell zerschellt an der Furchtsamkeit der Bürger, erst ihre Schilderung vom grausamen Feuertod,
der Flanderns Mütter bevorsteht, erreicht die Seelen. Bürger und Bürgermeister rüsten sich mit Fanatismus zur Befreiung, "Nach Damme die Fahrt!"
Die weggestürmte Menge kehrt zurück, "Ein Wunder!" - Die Geusen sind am Hafen eingetroffen. Nele taumelt vor Glück. Ein Krieger fällt
erschöpft in ihre Arme. Es ist Ulenspiegel, der neue Anführer der Geusen. Eine Kreatur wie ein einziger Schmerzensschrei, die nur noch
Rache und Verurteilung kennt: "Frei sei der Geuse!"
3. Akt
Der Scheiterhaufen in Damme. Die Frauen sind zur Hetzjagd freigegeben. Gerade, als der Profoss und sein Terrortrupp die Frauen in Brand
stecken, stürmen die Geusen und Befreier das Areal. Ulenspiegel drängt besessen zu weiteren Schlachten. Jost versucht ihn vergebens in
seiner Kühnheit zu bremsen. Schon erleidet das Heer der Geusen erste Verluste. Ulenspiegels Abrechnung mit dem Profoss misslingt, die
Spanier triumphieren, "Gefangen ist der große Geuse!"
"Ewige Nacht": Ulenspiegel, gezeichnet von Haft und Folter, erinnert verlorenes Glück und Liebe. Wie halluzinierend meint er Rufe der
Geusen zu hören. Ein unbändiger Drang nach Freiheit durchfährt ihn, "heute brennt seine Asche das Herz mir!", der Rachegedanke kehrt mit
alter Kraft zurück. Nele und Helfer dringen ins Gefängnis und beseitigen die Schergen. Der geschwächte Ulenspiegel wird zur Flucht
getrieben.
Nele schleift Ulenspiegel über qualmende Schlachtfelder, "Ich flehe dich an, Liebster! Draußen lacht uns sonnig das Leben, hier lauert
lüstern einzig nur Tod!" Die Sicherheit, in die Nele ihn führen möchte, widert ihn an. Ulenspiegel beschließt den Brüdern des Widerstandes
in ihrer Not beizustehen und verstößt Nele und ihre Liebe brutal. Ulenspiegels Welt kennt jetzt keine Grenzen mehr: "Sammelt euch!
Haltet stand! Ich bin euch nah, das Tor nur trennt uns, ich brech' es auf, ich schaff' euch Sieg!"
Finaler Showdown: ein verblutender Profoss zielt mit letzte Kraft auf Ulenspiegel. Nele wirft sich schützend vor ihren Geliebten.
Der Schuss trifft Nele, die in Ulenspiegels Armen zusammensackt. "Till, verzeih mir, dass ich schwach war, nun fand ich doch noch
den Weg! Leb wohl! Leb wohl!" Siegreiche Geusen strömen zusammen und treffen auf einen versteinerten Anführer. Aber Schmerz ist nur
Übergang: "Wofür sie starb, dem will allein ich nun leben! Da draußen steht der Feind, der Sieg ist nur begonnen ... folget und folget
und folget mir nach zum Kampf ... kämpfet heiligen Kampf!"
Roland Schwab